Im Altenzentrum arbeitet jetzt die KI mit
Die 110 Pflegekräfte im St. Vincenz haben seit einiger Zeit Diensthandys bei sich. Damit können sie über eine App alle wichtigen Daten für die Dokumentation aufsprechen. In der Region gehört die Einrichtung zu den Vorreitern.
Paderborn. Falk Schröder und Hannah Dertinger leiten die Wohnbereiche Johanna und Rosalie im St.-Vincenz-Altenzentrum in Paderborn. Wer mit ihnen spricht, spürt, wie gerne sie ihre Arbeit machen. Viel Zeit hat bisher aber die Pflegedokumentation gekostet. Jetzt hilft ihnen die Künstliche Intelligenz (KI). Bis zu einer Stunde spart jede Pflegekraft am Ende einer Schicht. Damit gehört die Einrichtung regional zu den Vorreitern.
KI erkennt die Mitarbeitenden
Und so funktioniert die KI: Jede Pflegekraft, die Dienst hat, hat ein Smartphone bei sich. Darauf ist die KI-App des Anbieters Voize aus Berlin gespeichert. In die Smartphones sprechen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle relevanten Daten zur Pflegedokumentation auf. Dabei erkennt die KI schon ihre Stimme und weiß somit, wer gerade spricht. Die Pflegekräfte sprechen die Daten auch dann auf, wenn sie von einem Bewohnerzimmer zum Nächsten gehen.
Zudem kann die KI Grammatikfehler korrigieren, und sie denkt aufgrund von vorher gespeicherten Daten sozusagen mit: Wenn ein Bewohner zum Beispiel zu wenig getrunken hat, bereitet die KI einen Trinkplan vor. Anschließend speichert das System die Informationen auf einem Server. Oder sie meldet, wenn im Maßnahmenplan etwas nicht angelegt ist.
Generell müssen die Pflegekräfte bei den Besuchen in den Zimmern der Bewohnerinnen und Bewohner auf viele Dinge achten: Wirkt er oder sie orientiert? Sind sie schon auf der Toilette gewesen? Es geht auch um Vitalwerte wie die Körpertemperatur, den Blutdruck, den Puls oder die Herzfrequenz. Pro Schicht versorgt jede Pflegekraft morgens sechs bis acht Personen.
Wie wichtig die Pflegedokumentation mit Blick auf den Medizinischen Dienst sowie auf weitere Instanzen ist, sagt Stephanie Wieczorek, stellvertretende Pflegedienstleitung: „Die Dokumentation muss passen. Das wird genau geprüft.“ Bisher haben beispielsweise in Eile auf Zetteln notierte Daten Fehler hervorgerufen. Nun geben die aufgesprochenen Informationen noch mehr Sicherheit.
Den Grund, warum das Altenzentrum den Schritt zur KI-Nutzung machte, beschreibt Falk Schröder so: „Die Anforderungen der Behörden sind sehr hoch. Und es kommen immer neue Auflagen hinzu. Damit wird es immer schwerer, unsere Bewohner in der gewohnten Qualität zu betreuen.“
Träger des Altenzentrums ist die Caritas Altenhilfe im Erzbistum Paderborn. Sie gehört dem Unternehmensverbund der Caritas Wohn- und Werkstätten (CWW) im Erzbistum an. Etwa 110 Kräfte gibt es in der direkten Pflege sowie 160 Bewohner in sechs Wohnbereichen. Zudem gibt es 10 betreute Wohnungen. Insgesamt sind es etwa 190 Mitarbeiter.
Seit fast genau einem Jahr ist die KI installiert. Über den Unternehmensverbund CWW gibt es nach einer Testphase einen Vertrag mit Voize.
System wird an Bedürfnisse angepasst
Laut Stephanie Wieczorek schulte Voize im Februar 2024 zuerst die sogenannten Coaches, also Mitarbeiter des Altenzentrums St. Vincenz. Die wiederum schulten ab März 2024 nach und nach die Kollegen. „Wir haben uns das gegenseitig im Alltag beigebracht“, sagt Hannah Dertinger. Zudem ist das Voize-Team regelmäßig im Austausch mit dem Altenzentrum, mindestens einmal im Monat. „Voize wird laufend weiterentwickelt und an unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt Stephanie Wieczorek. Die Software Vivendi zur Erfassung der Pflegedokumentation stammt vom Paderborner Unternehmen Connext. Damit verbindet sich die Voize-KI über eine Schnittstelle. Bei der Einrichtung war der Bereich IT der CWW eingebunden, sagt Stephanie Wieczorek. Damit sei auch sichergestellt worden, dass die Daten mit Blick auf den Datenschutz auf dem eigenen Server landen.
Auf die Nutzung der KI auf den Smartphones hätten sich die Pflegekräfte unterschiedlich eingelassen. Anfangs sei es auch eine Generationenfrage gewesen, sagt Hannah Dertinger. „Es lief aber alles besser als erwartet“, fügt Stephanie Wieczorek hinzu.
Auch neue Kräfte hätten sich darauf schnell eingelassen. Anfangs habe es aber noch Probleme mit fehlender Internetbandbreite gegeben.
Ganz ohne PC geht es im Alltag der Pflegekräfte im Altenzentrum St. Vincenz aber nicht. „Wir nutzen sie für unsere Maßnahmenplanung weiter“, sagt Falk Schröder. „Wir können aber immer mehr auch auf dem Handy planen“, fügt er hinzu.
Und haben die Bewohnerinnen und Bewohner etwas gemerkt von der KI? „Anfangs haben sich manche gewundert, warum wir ständig in die Handys sprechen. Aber das haben wir dann erklärt“, sagt Hannah Dertinger.
Und bei aller KI ist für Stephanie Wieczorek wichtig: „Im Vordergrund steht weiter der Mensch, stehen die Bewohner, für die wir das machen.“
Neue Westfälische, 04.03.2025. Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.